19 Februar 2007

Das Damoklesschwert über dem Kopf des Arbeitgebers - das brasilianische Arbeitsgericht

In den USA werden jährlich 75.000 Arbeitsgerichtsprozesse angestrengt, in Frankreich 70.000 und in Japan nur 2.500. In Brasilien sind es sage und schreibe 2 Millionen mit steigender Tendenz. 2005 wurde an die Kläger, wobei darunter Arbeitnehmer zu verstehen sind, 7,19 Mrd. R$ gezahlt, in 2006 waren es sogar 13 % mehr. Pro 1.000 R$ Streitwert kostet ein Prozeß die Justizbehörden im Mittel 1.300 R$, also im Jahr 2.000.000 x 1.300 = 2,6 Mrd. R$! Kein Wunder, daß Spezialisten die Arbeitsgesetzgebung als anachronistisch, überholt, detailistisch und irreal bezeichnen und ich füge noch teuer hinzu.

Die Arbeitsgerichtsbarkeit ist keine Ausnahme, zur Zeit warten 35.000.000 (in Worten fünfunddreissigmillionen) Gerichtsprozesse aller Art einschließlich der Arbeitsgerichtsprozesse auf eine Entscheidung, wobei die Wartezeit im Mittel acht Jahre beträgt. Jedes Jahr werden 20 Mio. Prozesse abgeschlossen / eingestellt und es kommen 20 Mio. dazu, d.h. die Anzahl der laufenden Prozesse ändert sich nicht. Daran wird wohl nur eine Justizreform und der massive Einsatz der Informatik etwas ändern, heute sind erst 2,5 Mio. Prozesse in informatisierte Arbeitsabläufe integriert. Da die Hälfte aller Prozesse vom Staat gegen seine ihm Geld schuldenden Bürger angestrengt und bis zur letztmöglichen Instanz durchgefochten werden, auch wenn klar ist, daß der Beklagte gewinnen wird, sind auch noch andere Optimierungsmöglichkeiten vorhanden, die aber ein Umdenken der Regierenden erfordern; mit anderen Worten, es besteht wenig Aussicht auf Besserung.

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