„Der“ brasilianische Arbeitnehmer ist meist lernwillig, nimmt lange Arbeitszeiten als selbstverständlich hin, ist aber nicht unbedingt loyal, wenn er woanders mehr verdient. Seine positive lebensbejahende Einstellung trotz widriger Umstände ist eine typische brasilianische Eigenschaft, auch die Vorliebe für „permanentprovisorische“ Problemlösungen. Dabei ist der Brasilianer flexibel und schnell, aber wegen der patriarchalischen Leitung in eigentümergeführten Unternehmen entscheidet er ungern, das ist dem Chef vorbehalten und das muß man bei Verhandlungen berücksichtigen.
Gute Fremdsprachenkenntnisse sind selten und dementsprechend müssen sie gut bezahlt werden. Ausbildungsmängel können durch firmeninterne und externe Kurse beseitigt werden, manche der großen Firmen unterhalten für die Fabrikarbeiter regelrechte Schulen.
Sobald ein Unternehmen fest angestellte Mitarbeiter hat, hat es leider auch Probleme, seien die Mitarbeiter noch so nett, einsatzfreudig und erfolgreich. Diese Probleme bestehen aus hohen Zusatzkosten, denn die Lohnnebenkosten betragen bis zu 100 %, aus erhöhtem Verwaltungsaufwand, je nach Branche und Firmengröße eventuell aus Ärger mit der Gewerkschaft, aus Gerichtprozessen, die von ehemaligen Mitarbeitern angestrengt werden und aus Verhandlungsaufwand für die Festlegung der Kriterien, die zu der im Grundgesetz verankerten Mitarbeitererfolgsbeteiligung benutzt werden und die der Gewerkschaft zur Kenntnis - nicht zur Genehmigung - mitgeteilt werden müssen. Das Wort Erfolgsbeteiligung ist mit Bedacht gewählt worden, es handelt sich nicht um eine Gewinnbeteiligung, sondern um eine Bonuszahlung für den Fall, das vorher vereinbarte Ziele irgendwelcher Art erreicht wurden, z.B. Produktionserhöhung, Absatzsteigerung, Kostensenkung oder Termineinhaltung. Was bedeutet, daß auch, wenn eine Firma Verlust macht, sie diesen Bonus zahlen muß, wenn die vereinbarten Ziele erreicht wurden.
Aus allen diesen Gründen heraus gibt es in Brasilien eine Schattenwirtschaft, die sich auf nicht registrierte Mitarbeiter stützt, für die keine Krankenkassenbeiträge und keine für die Sozialversicherung usw. abgeführt werden. Das bedeutet nicht nur, daß solche Mitarbeiter meist von der Hand in den Mund und, was ihren Arbeitsplatz angeht, höchst unsicher leben, sondern auch, daß solche Unternehmen natürlich eine unlautere Konkurrenz für die Unternehmen, die die Last der 100 % Lohnnebenkosten tragen, darstellen. Und dies erklärt auch, warum der Staat als Arbeitsgeber so beliebt in Brasilien ist. Der zahlt nämlich nominell schlecht, aber durch viele Zusatzleistungen kann der Beamte oder Angestellte des öffentlichen Dienstes seine Bezüge vervielfachen und bekommt außerdem noch eine Pension, die mindestens seinen letzten Bezügen als Aktiver entspricht und oft diese noch durch eine vorhergehende Beförderung übersteigt. Was - dies sei nur am Rande angemerkt - wesentlich zur Notwendigkeit einer Sozialversicherungsreform beiträgt.
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07 Juni 2007
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