Weil ACCOR dies anders sah, findet man heute Hotels dieser Gruppe in Brasilien, die Sovitel, Mercure, Ibis, Novotel und Formule 1 heissen und deshalb dem Europäer gut vertraut sind. Als ich 1978 nach Brasilien kam, gab es übrigens in der Südzone von São Paulo, wo meine Arbeitsstätte lag, nur ein einziges Hotel, das Novotel, welches ich dann auch vorübergehend benutzte, bis ich eine Wohnung gefunden hatte. Vor fünf Jahren hatte ACCOR gerade mal sechs Hotels im Landesinneren des Bundesstaates São Paulo.
Heute boomt es u.a. im Bundesstaat São Paulo wegen des Agrobusiness und viele Städte haben heute Einwohner, die daran glänzend verdienen und Geschäftsbesucher empfangen, die irgendwo ihr müdes Haupt betten wollen. Und damit sieht es in einigen kleinen Städten düster aus, selbst wenn man nur minimalen Komfort haben möchte. Den findet man normalerweise in Städtchen von 50.000 Einwohnern kaum, während man in Europa selbst auf den Dörfern gute Gasthöfe mit bequemen Betten und akzeptablen Badezimmern findet. Aber die Situation ändert sich zunehmend in Brasilien zum Besseren, u.a. weil die ACCOR-Gruppe investiert. So hat man heute 20 Hotels im Bundesstaat São Paulo und will weitere 32 in Städten ab 70.000 Einwohner bauen, was eine Investition von 205 Mio. R$ bedeutet.
Auf ganz Brasilien gemünzt, werden die Zahlen noch eindrucksvoller, denn hier will man insgesamt in den nächsten vier Jahren 130 neue Hotels bauen und zwar vor allem außerhalb der Hauptstädte der einzelnen Bundesstaaten. Ein weiterer Hinweis auf das Vertrauen in ein weiterhin blühendes Agrobusiness! Die Hotels der Landeshaupstädte haben typischerweise 250 Apartments, während die im Landesinneren mit jeweils 80 auskommen müssen. Vier neue Standorte wurden schon bekanntgegeben, nämlich Lins, Santos, Andradina und Presidente Prudente.
Aracaçatuba als Beispiel hatte früher sechs Hotels, heute sind es zwölf - das zuletzt eingeweihte ist ein IBIS-Hotel - und immer fehlen noch Übernachtsmöglichkeiten. Hier macht sich im Land des fetten Ochsen - terra do boi gordo - bemerkbar, dass heute das Zuckerrohr - Alkohol - Geschäft das grosse Geld bringt und deshalb ein neuer Name für die Region geprägt wurde. Sie heisst jetzt nova fronteira de cana was man mit "neuer Zuckerrohrgrenze" übersetzen kann. In Aracaçatuba verdreifachte sich die Anzahl der Handelsunternehmen in den letzten vier Jahren und etliche Industrien investierten in der Gegend, u.a. eine US-Firma, die in Kanada unter Nutzung von Rinderblut Medikamente erzeugt und ein deutsch-kubanisch-brasilianisches Gemeinschaftsunterfangen, welches MDF - Platten aus Zuckerrohrabfall herstellen will. Mit diesen Platten sollen jährlich 2,5 Mrd. R$ (!!!) umgesetzt werden. Weitere Fabriken stellen schwere landwirtschaftliche Geräte her sowie Kessel für die Zucker- und Alkoholindustrie. Ein Anreiz für deutsche Firmen, nicht nur nach São Paulo zu gehen! Und vielleicht für den eingangs erwähnten Staubsaugerhersteller der Auslöser, seine Entscheidung gegen Brasilien zu überdenken?
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