15 Juni 2008

Verseuchter Untergrund schafft Geschäftschancen

Untergrundarbeit kann sich lohnen, vor allem, wenn es sich um Schmutzarbeit handelt, denn hier gilt besonders, was schon Kaiser Augustus seinen Beratern vor 2000 Jahren erwiderte, die gegen seinen Plan waren, für die Benutzung öffentlicher Bedürfnisanstalten Geld zu nehmen: pecunia non olet oder auf gut Deutsch "Geld stinkt nicht"! In Brasilien vervielfältigt sich die Fläche mit verseuchtem Untergrund ununterbrochen. Nicht so sehr, weil die Verseuchung ungebremst geschieht, sondern weil die Kontrolle immer besser wird, durch die Anwendung von Technologie zur ihrer Aufdeckung und durch den Einsatz von immer mehr Kontrolleuren. 

Per November 2007 waren 2.272 verseuchte Grundstücke in São Paulo bekannt, nämlich 743 in der Stadt São Paulo, 442 im erweiterten Stadtgebiet (região metropolitana), 786 im Bundeslandinneren (interior), 153 an der Küste (litoral) und 148 im Vale do Paraíba. Entwickelt hat sich diese Zahl so:
  • 2002: 255
  • 2003: 727
  • 2004: 1.336
  • 2005: 1.596
  • 2006: 1.882
  • 2007: 2.272
Verursacht wird die Verseuchung des Untergrunds zu 77 % von Tankstellen, zu 15 % von der Industrie, zu 5 % vom Handel, zu 3 % durch Abfälle und zu 1 % durch unbekannte Einflüsse oder Unfälle. Laut Cetesp - Companhia de Tecnologia de Saneamento Ambiental (bei der Umweltschutzbehörde von São Paulo aufgehängt) sind 39 % der Grundstücke "in Behandlung", 4 % sind bereits entseucht, 51 % sind ohne Lösungsvorschlag und für 6 % gibt es einen Vorschlag, aber keine Aktion. 

Wenn man bedenkt, welche Gefahren im Untergrund lauern - angefangen bei der Gesundheitsgefährdung durch Schwermetalle und karzinogene Substanzen bis hin zur Explosionsgefahr durch Kohlenwasserstoffe - sollte man meinen, dass mit Hochdruck an der Lösung des Problemes und der Vermeidung neuer Probleme gearbeitet wird. Ein positives Beispiel dafür ist das Condomínio Barão de Mauá im erweiterten Standgebiet von São Paulo, in dem 5.000 Einwohner von 72 Mehrfamilienwohnhäusern akut gefährdet waren, weil die Wohneinheiten auf einer ehemaligen Industriemüllhalde errichtet worden waren. Und diese hatte den Untergrund mit Methangas und Benzol beglückt, was zu einer Explosion in einem Wasserkasten führte, als dieser im April 2000 gewartet wurde. Dabei starb ein Arbeiter, der andere erlitt schwere Brandwunden. Die Explosionsgefahr ist in der Zwischenzeit gebannt und die Verseuchung verringert. Trotzdem gilt eine Justizentscheidung  vom September 2006, die den sofortigen Auszug der Bewohner und den Abriss aller Wohneinheiten anordnete. Geschehen ist dies noch nicht, denn eine Gruppe möchte wohnen bleiben, die andere will entschädigt werden und umziehen.

Egal wie diese Tragödie ausgeht, wer professionelle Bodenentseuchung anbieten kann, hat ein weites Geschäftsfeld zu beackern. Und eine solche Entseuchung kann schnell mal umgerechnet 150 bis 200 T€ für ein Tankstellengrundstück kosten! Und so dicht gesät sind diese Profifirmen nicht, Platz für seriöse Newcomer ist allemal.

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