08 November 2008

Die internationale Finanzkrise und Brasilien

Zuerst meinte Präsident Lula noch, die Krise sei ausschließlich Sache des US-amerikanischen Präsidenten und würde an Brasilien vorbeigehen. Aber der Schönwetterpilot Lula muß sich jetzt doch bei schlechterem Wetter behaupten und seinen Weg im Instrumentenflug verfolgen. Wobei er eines seiner Ziele, nämlich 2009 Brasilien zwar nicht mehr fünf oder sechs, aber mindestens 4 Prozent wachsen zu lassen, nicht aus den Augen verliert. Deshalb wird ein 24 Mrd. R$ - Hilfspaket geschnürt und Steuerfristen verlängert. Allein die letztere Maßnahme, nämlich 5 bis 10 Tage mehr Zeit, um Steuern zu zahlen, gibt der Wirtschaft 21 Mrd. R$ Cash flow - Entlastung. Das heißt, die Firmen haben 10 Tage lang 21 Mrd. R$ mehr Umlaufkapital, denn IPI wird jetzt nicht mehr am 15., sondern am 25. des Monats gezahlt; PIS und Cofins nicht mehr am 20., sondern am 25. und IRRF und Contribuição Previdenciária nicht mehr am 10., sondern am 20. des Monats. Außerdem wurde Mittel für Kredite bereitgestellt, u.a. 5,2 Mrd. R$ für KMUs, die der CODEFAT - Conselho Deliberativo do Fundo de Amparao ao Trabalhador freigegeben hat. Die Banco do Brasil wird den Automobilbauern 4 Mrd. R$ zu marktüblichen Zinsen leihen. Im Oktober 2008 waren der Fahrzeugabsatz gegenüber dem Vormonat um 11 % zurückgegangen, die Produktion allerdings nur um 1,3 %. Damit wurden Entlassungen vermieden, aber der Bestand an unverkauften Neufahrzeugen mit 297.700 Einheiten ist bereits größer als Produktion im Oktober mit 296.000 Fahrzeugen. Goodyear hat bereits Werksferien für 2.100 Mitarbeiter angekündigt, andere Autoteilehersteller folgen diesem Beispiel. Folgerichtig hat der Internationale Währungsfond seine BIP-Vorhersage für Brasilien auf 3 % heruntergesetzt, weltweit wird 2009 ein Wachstum von nur 2,2 % erwartet. Vale, die mit Preiserhöhungen für Eisenerz nicht zimperlich ist, hat Preisdiskussionen verschoben und signalisiert, dass der größte Kunde - ArcelorMittal -  seine Abnahmeverpflichtungen nicht einhalten muß. Aber einer hat gewonnen mit der Krise, nämlich die Zentralbank, sie gewann 4,4 Mrd. US$ durch den Anstieg des Dollarkurses gegenüber dem Real. Allerdings hatten wir im Oktober den größten Dollarabfluß seit 1999, als der Real abgewertet wurde; der aktuelle Abfluß wird mit 4,6 Mrd. US$ angegeben. Und unsere Regierung will sogar den Haushalt um 8 Mrd. R$ kürzen, es geschehen noch Zeichen und Wunder, denn jetzt gilt: Spare in der Not, dann hast Du Zeit dazu!

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