03 Februar 2010

Brasilianisches Sammelsurium

Das berühmt-berüchtige Café Photo, vor allem männlichen Besuchern von São Paulo bekannt, die sich hier in's Nachtleben stürzen, muss weichen. An seiner Stelle entstehen zwei Wohntürme mit Apartments bis 1.224 Quadratmetern - gerade ausreichend für die Kleinfamilie - und Preisen pro Wohneinheit zwischen 4,5 und 12 Millionen R$. Das wären mit dem Kurs von heute (2,55 R$ = 1,00 €) immerhin 1,765 bis 4,706 €, davon könnte man auch mehrere Porsche Panamera Turbo V8 4,8 kaufen, die bei uns 749 TR$ oder 294 T€ kosten.

Aber wer bei einer Bank arbeitet, hat mit solchen Zahlen kein (grosses) Problem. Die Bradesco zahlte ihren 150 leitenden Mitarbeitern letztes Jahr 250,4 Mio. R$ fixe und variable Bezüge, das sind im Mittel 1,669 Mio. R$ oder 655 T€.

Unser Kabelfernsehen gehört nach wie vor zu den teuersten der Welt. Trotzdem konnte die Anzahl der Kunden letztes Jahr um 18 % gesteigert worden, d.h. 1,1 Mio. zusätzlicher Fernseher kommen in den Genuss von exzessiver Werbung und haben das Vergnügen, die gleichen Filme viele Male auf mehreren Kanälen sehen zu dürfen.

Wer als Fernseher vor dem Fernseher hockt, nimmt oft zu. Nicht durch das Sitzen, sondern durch Bier und Salzstangen. Da hilft manchmal eine bzw. viele Wunderpillen, deren Einnahme Abnahme verspricht. In Europa wurde eine solche Pille - bei uns heißt sie Sibutramina - verboten, in Brasilien darf sie aber weiterhin genommen werden. Hier ist sie das meistgenutzte Abmagerungsmittel, trotz des Infarktrisikos.

Aber das lange Sitzen vor dem Fernseher wird verständlich, wenn man erfährt, dass es seit 42 Tagen jeden Tag in São Paulo regnet. Damit wurde der Januar zum feuchtesten seit 60 Jahren.

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