02 November 2018

Schlimm, diese Diktatur in Brasilien!

Am vierten Tag der "Diktatur" des Hauptmanns der Reserve Jaír Messias Bolsonaro
  • fiel der Benzinpreis um 6%
  • fiel der Dieselpreis um 10%
  • stiege der Ibovespa-Börsenindex um 3,7%
  • fiel der Dollarkurs auf 3,69 R$
  • sagte der Eigentümer von Havan, dass er 500 Mio. R$ in Brasilien investieren und 5.000 Arbeitsplätze schaffen werde
  • kündigte Toyota Investitionen von 1 Mrd. R$ in Brasilien an
  • ist ein Reservegeneral künftiger Vizepräsident der Republik und würde im Falle der dauerhaften Verhinderung von Bolsonaro Präsident werden (wie Eisenhower)
  • steht General Augusto Heleno als Verteidigungsminister fest
  • steht Bundesrichte Sérgio Moro als Justizminister fest
  • steht der "Chikagoboy" Paulo Guedes als Wirtschafts- und Finanzminister (wie Schiller) fest
  • steht der Astronaut, Ingenieur der besten TU Brasiliens, Wissenschaftler und Oberstleutnant Marcos Pontes als Wissenschaftsminister fest
  • steht Onix Lorenzoni als Innenminister fest
  • sagt Israels Regierung, dass man eine Entsalzungsanlage für Meerwasser im Nordosten Brasiliens bauen werde
Schlimm, diese Diktatur! Meinte Heinz Sattler, als er mir die obige Nachricht auf Portugiesisch schickte. Und dabei hat der Diktator sein Amt noch gar nicht übernommen! Aber, eigentlich, wenn ein Diktator was auf sich hält, dann nimmt er sich doch das Amt, oder? Also, wer mit solchen Ambitionen bis zum 1.1.2019 darauf wartet, dass der jetzige Präsident es ihm übergibt, mit dem kann ja etwas nicht stimmen!

Und die AHK Brasilien schrieb in ihrem neuesten Wochenbericht vom 2.11.2018 u.a.:
"Die Sanierung des Staatshaushalts mittels Rentenreform und Privatisierungen, die Unabhängigkeit der Zentralbank und ein härterer Kurs bei der inneren Sicherheit sind drei der wichtigsten Themen, denen sich der neugewählte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro verschrieben hat."

Darf der denn das? Ein härterer Kurs bei der inneren Sicherheit? Zu diesem Thema, welches frontal die Menschenrechte unserer Kriminellen angreift (IRONIE!!!), sagt die AHK:
"Mit Blick auf das Nachbarland Kolumbien, dessen Wirtschaft von der Befriedung des jahrzehntelangen Konfliktes zwischen dem Staat und der Guerillaorganisation Farc deutlich profitierte, könnte auch das von Bolsonaro versprochene härtere Vorgehen im Bereich öffentliche Sicherheit mittelfristig eine positive Wirkung auf das Wirtschaftswachstum entfalten. Von 2001 bis 2016 starben in Brasilien fast 800.000 Menschen durch Gewaltverbrechen, nur 50.000 Menschen weniger als die Summe aller Menschen, die in den Kriegen im Irak und in Syrien sowie in Terroranschlägen weltweit umgekommen sind."

Und führt zum Schluß aus:
"Die brasilianische Wirtschaft ist bereit für eine neue Wachstumsphase. Die Fabriken haben freie Produktionskapazitäten. Inflation und Zinsniveau sind historisch niedrig. Die Leistungsbilanz des Landes ist weitgehend ausgeglichen. Die Devisenkassen sind gut gefüllt. Wenn die neue Regierung die richtigen wirtschaftspolitischen Maßnahmen ergreift – dazu gehören vor allem die schnelle Konsolidierung der Staatsfinanzen und die Beibehaltung der Unabhängigkeit der Zentralbank – stehen die Chancen für einen Wirtschaftsaufschwung gut. Neben den Wirtschaftsreformen muss sich der rechtskonservative neue Präsident aber auch zu Demokratie und Rechtsstaat bekennen. Ansonsten könnte der Aufschwung ein Strohfeuer bleiben."

Und wenn schon so darauf herumgeritten wird, dass Bolsonaro als Reserveoffizier die latente Gefahr einer Militärdiktatur mit sich herum trägt, dann war diese Gefahr bisher in den USA viel höher. Bei https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_presidents_of_the_United_States_by_military_rank kann man nachzählen, von den bisherigen US-Präsidenten waren 12 General, 6 Oberst, 2 Oberstleutnant, 2 Major, 8 Hauptmann, 1 Gefreiter (haben wir auch schon mal gehabt, wollen wir nie mehr) und 13 Ungediente.

Und von Dr. Achim Schudt bekam ich diese Nachricht übermittelt:

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Ein Faschist, der den Regenwald platt walzen will, ist seit Montag Präsident in Brasilien. Wie es dazu kam? Mächtige Firmen haben Millionen ausgegeben, um Falschnachrichten auf WhatsApp zu seinen Gunsten zu verbreiten. Damit so etwas nie wieder geschieht und nicht noch mehr solcher Politiker an die Macht kommen: Fordern wir von CEO Mark Zuckerberg, dass er seine Social Media Plattformen in Ordnung bringt!
UNTERZEICHNEN

Liebe Freundinnen und Freunde,

es ist angsteinflößend: Der Mann, den Brasilien soeben zum Präsidenten gewählt hat, will den Amazonas-Regenwald platt walzen und drohte, dass 30.000 “Linke” getötet werden sollten. Darüber hinaus verehrt er Diktaturen! Noch vor einigen Monaten wollte fast niemand diesen Kandidaten wählen. Wie konnte es soweit kommen?

Die Antwort lautet: WhatsApp -- der Nachrichtendienst, der zu Facebook gehört.

Dessen CEO, Mark Zuckerberg, hat untätig zugesehen, wie reiche Konzerne Millionen ausgaben, um Falschnachrichten und Hassrede über WhatsApp zu streuen -- bis die Menschen in Brasilien einem Faschisten mehr vertrauten als jedem anderen.

Zuckerberg hätte es frühzeitig stoppen und die Nutzer aufklären können -- doch er hat es nicht. Jetzt liegt es an uns, Facebook eine Lektion zu erteilen, damit das Unternehmen endlich Verantwortung übernimmt: für Falschnachrichten und Hasstiraden, die via WhatsApp verbreitet werden -- und damit nicht noch mehr solcher Politiker an die Macht kommen:

Hier unterzeichnen, um Social Media in Ordnung zu bringen!

WhatsApp ist ein Paradies für Falschnachrichten: Inhalte sind verschlüsselt, sodass niemand genau weiß, was vor sich geht. Erst als bereits Millionen von gefälschten Nachrichten im Umlauf waren, wurden Journalisten in Brasilien auf das Thema aufmerksam! Es gibt aber einen Ausweg: WhatsApp davon zu überzeugen, Nutzern die Möglichkeit zu geben, vor potenziellen Falschnachrichten gewarnt zu werden.

Damit das funktioniert, könnte WhatsApp den Benutzern möglicherweise erlauben, Verschlüsselung bedarfsweise einzustellen -- eine Lösung, die gleichzeitig unsere Demokratie und unsere Privatsphäre schützt.

Die Menge an Falschnachrichten, die sich derzeit in unseren sozialen Netzwerken verbreiten, verursacht eine gigantische globale Krise. Auf Facebook sind weiterhin hunderte Millionen von gefälschten Konten aktiv. Und YouTube hat zwei Milliarden (!) Benutzer, die bis zu einer Stunde Videos am Tag schauen. Das erschreckende daran: Laut Forschern lenkt der YouTube Algorithmus diese Zuschauer zu extremistischen und rassistischen Inhalten.

Darum wehrt sich unsere Bewegung
 und drängt Social Media Plattformen -- darunter auch WhatsApp -- sich für Bürger, Demokratien und wahrhaftige Informationen einzusetzen.

Unterzeichnen Sie die Petition -- bevor noch mehr Faschisten soziale Medien einsetzen, um uns alle gegeneinander aufzuhetzen!

Hier unterzeichnen, um Social Media in Ordnung zu bringen!
Avaaz kämpft gegen Falschnachrichten und Desinformationskampagnen auf der ganzen Welt. In Brasilien haben wir eine Gruppe ins Leben gerufen, die Fakten überprüft -- und dadurch wurde eines der größten Desinformations-Netzwerke in Brasilien aufgedeckt und außer Gefecht gesetzt. Aber wir waren zu spät. In unserer Gesellschaft haben Algorithmen auf Social Media zu viel Macht erhalten -- und sie füttern uns Gift. Bringen wir das in Ordnung, bevor es zu spät ist!

Mit Hoffnung

Ricken, Christoph, Fadi, Emma, Alice, Rosa und das ganze Team von Avaaz

Weitere Informationen:

Brasilien: Nun hilft nur beten (Süddeutsche Zeitung)
https://www.sueddeutsche.de/politik/brasilien-bolsonaro-praesident-1.4189542

Wahlkampf mit gekauften WhatsApp-Nachrichten: Die brasilianische Lügenfabrik (Spiegel.de)
http://www.spiegel.de/netzwelt/apps/brasilien-wahlkampf-mit-gekaufter-whatsapp-flut-a-1234483.html

Pressefreiheit in Brasilien: Bolsonaros Medienattacken und die Folgen (Deutschlandfunk.de)
https://www.deutschlandfunk.de/pressefreiheit-in-brasilien-bolsonaros-medienattacken-und.2907.de.html?dram:article_id=431872

Manipulationsvorwurf gegen Rechtspopulisten Bolsonaro (Deutsche Welle)
https://www.dw.com/de/manipulationsvorwurf-gegen-rechtspopulisten-bolsonaro/a-45951594

Brasiliens WhatsApp-Kapitän: Ein Wahlkampf an der Fake-News-Front (Wired.de)
https://www.wired.de/article/brasiliens-whatsapp-kapitaen-ein-wahlkampf-an-der-fake-news-front

Und auf Englisch:

Election of Jair Bolsonaro in Brazil threatens the planet (The Guardian)
https://www.theguardian.com/world/2018/oct/30/election-of-jair-bolsonaro-in-brazil-threatens-the-planet

Corruption, fake news, and WhatsApp: how Bolsonaro won Brazil (Vox)
https://www.vox.com/world/2018/10/29/18025066/bolsonaro-brazil-elections-voters-q-a

Fake News Is Poisoning Brazilian Politics. WhatsApp Can Stop It. (The New York Times)
https://www.nytimes.com/2018/10/17/opinion/brazil-election-fake-news-whatsapp.html

Who is the 'Trump of the Tropics?': Brazil's divisive new president, Jair Bolsonaro— in his own words (CNBC)
https://www.cnbc.com/2018/10/29/brazil-election-jair-bolsonaros-most-controversial-quotes.html

The three types of WhatsApp users getting Brazil's Jair Bolsonaro elected (The Guardian)
https://www.theguardian.com/world/2018/oct/25/brazil-president-jair-bolsonaro-whatsapp-fake-news

Da fragt man sich manchmal, ob die Presse- und Meinungsfreiheit wirklich jedem zustehen muss. Oder ob man eine Art Führerschein für Leser solcher verqueren Meinungen einführen kann, damit sichergestellt ist, dass nur kluge und aufgeklärte Köpfe sie zu sehen bekommen. 

Da das alles nicht geht, wie wäre es dann mit guter Schulbildung für alle, damit die Schreiber solchen Unsinns gar nicht erst ernst genommen würden? 

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