17 Januar 2015

Wettbewerbsfähigkeit der brasilianischen Industrie leidet

Der Kostendruck in Brasilien ist immens. Früher hat das in Deutschland zu ständigen Kostensenkungsaktivitäten geführt. Dazu sollte man den FAZ-Artikel Weichwährung Euro von HOLGER STELTZNER von heute lesen, in dem u.a. die Sätze "In der Vergangenheit wirkten die ständigen Aufwertungen der D-Mark wie eine Produktivitätspeitsche, die Unternehmen zu noch mehr Innovation und Effizienz trieb. Das war zwar unbequem, im Ergebnis aber erfolgreich, weil dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft fortlaufend stieg." stehen.

Der früher überbewertete R$ hat in den letzten Monaten stark an Wert verloren, wie der Euro in den letzten Tagen und Wochen. Dazu schreibt Holger Steltzner "Ein Abwertungswettlauf am Devisenmarkt führt nicht selten zu Wirtschaftskrisen.". Wie wahr!

Als der R$ noch stark war, hat das leider keine Rationalisierungmaßnahmen in unserer brasilianischen Industrie erzwungen, sondern eine Hinwendung zum Import. Dadurch sanken die Stückzahlen der hiesigen Industrie, was die Kosten weiter nach oben trieb - ein Teufelskreislauf, unterstützt von der Regierung, die nur auf - durch Kredite finanzierten - Konsum für den "kleinen Mann" aus war, weil dies Wählerstimmen brachte. Das rächt sich heute.

Wie sieht es mit dem Kostendruck aus? Die Stahlpreise zogen trotz der fallenden Eisenerzpreise zu Anfang des Jahres 2015 um 4 bis 8 % an, Elektroenergie wird bald um 30 % teurer (die politische Preissenkung im letzten Jahr vor den Wahlen hat die Energieerzeugungsstruktur nachhaltig beeinträchtigt) und die Preise für unser Erdöl und seine Derivate sind offensichtlich abgekoppelt von der Preisentwicklung am Weltmarkt. Dazu kommen die hohen Bestände der Industrie, die in der Autoindustrie schon zu Streiks und, im Falle von VW zurückgenommenen, Entlassungen führten.

In diesem Jahr wird es wohl schwerlich zu einer Erholung der Industrie kommen, denn der starke Dollar macht unsere Einfuhren teurer und z.B. die Chemieindustrie hängt stark von Importen auf Dollarbasis ab. Sie wird ausserdem von der Wasserknappheit bedroht, die vor allem durch gestaffelte Preise zur Verbrauchssenkung bekämpft werden soll. Ich erinnere an den Witz, dass Sand in der Sahara fehlen wird, wenn dort die Sozialisten die Verwaltung übernehmen. Es ist das alte Lied, der Mangel wird verwaltet, aber nicht beseitigt. Der Wassermangel hat übrigens auch dazu geführt, dass die teuren Thermokraftwerke eingesetzt werden müssen, weil die Wasserkraftwerke zu wenig Energie  erzeugen.

Gestern kam ich nach Brasilien zurück und erfuhr, dass einige meiner Mitarbeiter für 29 h ununterbrochen ohne Strom auskommen mussten und dass die, die im Norden São Paulos wohnen, tagelang ohne Wasserversorgung. Was privat unbequem ist, ist für die Industrie untragbar.

Disen Vergleich hat CNI veröffentlicht:
Willkommen auf dem vorletzten Platz!

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