18 März 2006

Firmengründung in Brasilien

Bis jetzt brauchte man im Durchschnitt 152 Tage, um eine Firma zu gründen und alle gesetzlich erforderlichen Schritte abzuarbeiten. Damit lag Brasilien auf dem sechsten Platz einer Liste mit 133 Ländern, leider von hinten gezählt. Das soll und wird sich jetzt hoffentlich ändern, denn im Bundesstaat São Paulo wurden die praktisch identischen Registrierungsprozesse auf Bundes- und Landesebene zusammengelegt, d.h. CNPJ (Cadastro Nacional da Pessoa Jurídica = Nationalkataster Juristischer Personen) und IE (Inscrição Estadual = Bundesstaatliche Einschreibung) werden jetzt gleichzeitig beantragt und gleichzeitig erteilt. Alleine dadurch wird aber noch keine substanzielle Zeitreduzierung erreicht, denn es müssen zahlreiche behördliche Kontrollen abgewartet werden, u.a. in den Bereichen Umweltschutz, Gesundheitswesen, Brandschutz. Vorreiter ist übrigens der von deutschen Einwanderern geprägte Bundesstaat Santa Catarina, wo man für eine neue Firma die CNPJ – Nummer und den Eintrag in das Handelsregister (Registro na Junta Comercial) in zwei Stunden bekommt.

Meine Firma hatte übrigens mal einen deutschen Kunden aus der Medizintechnik, der während seines Besuches der Hospitalarmesse in São Paulo von mir verlangte, die Abnahmebeamten für seine Firma, die wir für ihn gegründet hatten, in diese zu bestellen, damit alle erforderlichen Freigaben während seines einwöchigen Aufenthaltes erteilt würden. Wer solche Vorstellungen und Einstellungen hat, sollte zuhause bleiben - wo dies sicher auch nicht funktioniert. Fazit: Wer in Brasilien eine Firma gründet, muß Geduld, Verständnis für die hiesigen Umstände und Einfühlungsvermögen mitbringen, vor allem im medizintechnischem Bereich, in dem ANVISA - Zulassungen, also durch die Gesundheitsbehörde, unumgänglich sind. Und die werden laut Papier in drei Monaten und laut Praxis in einem Jahr erteilt. Was unser Kunde übrigens nicht akzeptieren wollte, wir waren ihn los und er bekam seine Abnahmen trotzdem nicht schneller.

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