06 März 2006

Starker Real läßt Multis mit Investitionen in Brasilien zurückhaltend sein

Investitionen und Finanzanlagen werden - zumindestens von Journalisten in Brasilien - oft synonym benutzt. Wenn ich von Investitionen schreibe, meine ich aber immer und ausschließlich Investitionen in Maschinen, Anlagen, Software, Logistiknetzwerke u.ä. und denke dabei nie an Finanzanlagen. Wenn ich diese meine, sage ich es auch expressis verbis.

Wie ist jetzt die aktuelle Lage Brasiliens bezüglich der industriellen Investitionen? Aufgrund des starken Reals kann generell gesagt werden, daß Investitionen in Exportaktivitäten zurückgestellt oder sogar ganz gestrichen wurden. Der Dollar verlor 2005 fast 17 % seines Wertes und 2006 per Februar schon mehr als 9 %.

Deshalb hat Saint-Gobain (Baumaterialien, Umsatz 5,2 Mrd.R$ in Brasilien) angekündigt, eine 20 Mio. US$ - Investition, deren Zweck nicht genannt wurde, erst zu tätigen, wenn der Wechselkurs wieder bei mindestens 2,60 R$ = 1 US$ liegt. Der Export werde zur Zeit nicht forciert.

Rhodia (Spezialchemie) hat letztes Jahr den Export seiner brasilianischen Niederlassung um 45 % auf 233 Mio. US$ bei einem Gesamtumsatz von 935 Mio. US$ gesteigert. 2006 nimmt der Export nicht mehr diesen Stellenwert ein und die Erhöhung der Fenolproduktionskapazität von 180.000 auf 230.000 Tonnen wurde in die Zukunft geschoben.

Bunge (Soja) analysiert, ob man neun Fabriken in Brasilien schließen sollte und stellte in sieben von neunundvierzig Düngemittelfabriken und in zwei von zwölf Sojabohnenverarbeitungsfabriken die Produktion ein. Gleichzeitig wurde eine Sojabohnenverarbeitungsanlage in Argentinien für 19.000 Tonnen / Tag aus Steuer- und Wettbewerbsfähigkeitsgründen installiert. Die für die nächsten vier Jahre geplante Investitionssumme von 1,3 Mrd. US$ wurde um 70 % gekürzt. Unbetroffen sind nur die Investitionen in die Logistikstruktur der Firma. 2005 hatte Bunge für 2,2 Mrd. US$ exportiert. Der Bungekonkurrent Archer Daniels Midland hat die Verarbeitungskapazität für Sojabohnen aus denselben Gründen wie Bunge um 30 % reduziert, Brasilien als Weltcommodityexporteur hat offensichtlich noch einen weiten Weg vor sich!

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