11 April 2006

Brasilien überholt Italien beim Produktivitätswachstum...

...liegt aber nur auf Platz 22 einer Liste von 23 Ländern, die von der Confederação Nacional da Indústria - CNI veröffentlicht wurde. Das erinnert mich an den Witz vom Wettlauf zwischen Kennedy und Chrutschov, bei dem Kennedy natürlich trotz seiner chronischen Rückenschmerzen gewann. Die Prawda schrieb dazu folgende Schlagzeile: "Historischer Wettlauf, sowjetischer Präsident wird Zweiter, US-Präsident nur Vorletzter”. Die Liste des mittleren jährlichen Produktivitätszuwachses im Zeitraum 2001 bis 2005 sieht so aus:

Indien 10,1 %
Singapur 8,2 %
Malaysia 6,9 %
Thailand 6,2 %
USA 6,1 %
Südkorea 6,0 %
Schweden 5,5 %
Japan 5,3 %
Taiwan 4,3 %
Großbritannien 3,9 %
Hong Kong 3,7 %
Mexiko 3,6 %
Belgien 3,3 %
Deutschland 2,6 %
Australien 2,4 %
Norwegen 2,4 %
Holland 2,3 %
Argentinien 2,2 %
Kanada 1,5 %
Dänemark 1,4 %
Brasilien 1,3 %
Italien - 0,9 %

In der Zeit von 1996 bis 2000 (erinnert uns Ältere an die berüchtigten Fünfjahrespläne der verflossenen UdSSR und “DDR”) lag Brasilien noch mit 5,9 % auf dem vierten Platz. In den fünf davor liegenden Jahren betrug der Wert sogar 7,2 %.

Die CNI berechnet den Produktivitätsindex als Verhältnis der Produktion zur Mitarbeiteranzahl oder zur Summe der gearbeiteten Stunden.

Folge der schlechten Plazierung (Bitte bloß nicht “Platzierung”! Sonst platzen die Anhänger der alten bewährten Rechtschreibung vor Enttäuschung!) kann der weitere Rückgang des Exportes von Schuhen und Textilien sein, bei deren Herstellung noch viel Handarbeit eingesetzt wird. Denn wenn wir so weiter machen, verlieren wir weiter an Wettbewerbsfähigkeit, nachdem der starke Real auch nicht gerade beim Export hilft.

Übrigens mußte ich heute einen deutschen Anstellungsvertrag für einen brasilianischen Mitarbeiter begutachten. Was für ein Glück, daß ich in Brasilien arbeiten darf. Und dabei habe ich immer geglaubt, wir hier seien die Bürokratieweltmeister! Weit gefehlt, armes Deutschland! Und die staatlich verordnete Bürokratie beeinflußt die Wettbewerbsfähigkeit erheblich! Kein Wunder, daß die Unternehmungslustigen, die dazu eine Möglichkeit haben, auswandern und Deutschland den Einwanderungswilligen überlassen! Und wenn Deutschland in Kürze durch China in der Exportrangliste abgelöst werden wird...

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