Gestern, am 9.8.2006, war es endlich soweit! Das Länderrisiko Brasiliens lag unter dem Mittelwert der übrigen Schwellenländer (ohne Argentinien) und erreichte mit 208 den bisher tiefsten Wert der Geschichte. Mit Fug und Recht kann jetzt unser Präsident Lula sagen: " Noch nie in der Geschichte Brasiliens...etc. etc. etc.", was eben Politiker so sagen. Wenn er sich die nebenstehende Graphik (Quelle: O Estado de São Paulo vom 10.8.2006) ansehen würde, müßte er eingestehen, daß der bisherige Höchstwert, der am 27.9.2002 erreicht wurde, auch auf ihn zurückzuführen ist, nämlich auf die Angst der Bevölkerung vor einem Arbeiterparteipräsidenten, der Staatspräsident werden wollte ... und es wurde ... und es wahrscheinlich wieder werden wird.
Die UBS-Bank hat neue Daten über das Lebenshaltungskostenranking von 71 Großstädten in aller Welt herausgegeben. Die teuersten Städte der Welt sind demnach Oslo, London, Kopenhagen, Zürich und Tokio, die billigsten Manila, Neu Delhi, Buenos Aires, Bombai und Kuala Lumpur. São Paulo erscheint auf Platz 42 (2005: 51) und Rio auf 43 (2005: 57), beide brasilianischen Städte halten einen Rekord in der Steigerung der Lebenshaltungskosten, was von UBS mit der 60%igen Aufwertung des R$ erklärt wird. Die Aufwertung macht bei der hier vorliegenden Dollarbetrachtung sicher sehr viel aus, aber ein Teil ist auch auf die Inflation zurückzuführen, die man aber in Brasilien "im Griff hat". Dazu kommt, daß bei 14 ausgewählten Berufen die Entlohnung im Mittel in São Paulo 5,60 US$/h und in Rio 4,20 US$/h beträgt. Das ist zwar mehr als die 2,00 US$/h, die in Peking oder die 1,40 US$/h, die in Neu Delhi gezahlt werden, aber wenig im Vergleich zu den Werten von Kopenhagen (26,90 US$/h) und Genf (25,20 US$/h). Ein Grundschullehrer verdient z.B. in São Paulo 6.400 US$, aber nicht im Monat, sondern im Jahr, während der Kollege in Zürich 72.100 US$ pro Jahr erhält, wobei die unterschiedliche Arbeitszeit hier nicht berücksichtigt ist. Noch ein Beispiel, ein Omnibusfahrer in São Paulo hat ein Jahresgehalt von 5.900 US$, sein New Yorker Kollege 47.000 US$. Ein Maurer in São Paulo lebt von 4.000 US$ im Jahr, das ist weniger als 10 % dessen, was ein Maurer in New York verdient. Selbst ein Ingenieur verdient im Mittel in São Paulo mit 27.000 US$ pro Jahr viel weniger als sein Kollege in New York, der mit 85.000 US$ jährlich entlohnt wird. Aber wir führen wenigsten in der Urlaubskategorie, denn von allen betrachteten Städten haben wir in Rio und São Paulo die meisten Urlaubstage. Es sind 30 gegenüber einem Mittelwert von 20, wobei Singapur mit 12 und Peking mit 9 Urlaubstagen seine Arbeitnehmer besonders schlecht behandelt. Folgerichtig arbeiten die Asiaten mehr Stunden als die übrigen Arbeitnehmer sonst auf der Welt. Der Mittelwert beträgt 1.800 h im Jahr, in Seoul sind es 2.300 h und in São Paulo 1.736 h und in Rio 1.709 h. Wobei wieder mal bewiesen wurde, daß wir in São Paulo fleißiger als die Cariocas sind, aber der Unterschied ist mit 27 h im Jahr auch nicht sooooo groß. Übrigens arbeitet man in Paris nur 1.400 h jährlich und in Berlin 1.600. Ach wäre ich doch in Düsseldorf, nein, Berlin geblieben!
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10 August 2006
Länderrisiko Brasilien und Lebenshaltungskosten
Engineer, consultor, author e.g. "Aus internationaler Praxis", "Wirtschaftsboom am Zuckerhut", "Facetten des Imports" in "Business Guide Brasilien", articles in "HardvardBusinessManager", "Fortschrittliche Betriebsführung und Industrial Engineering", entrepreneur and inventor
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