23 August 2019

Heuchler aller Länder, vereinigt euch und löscht die Waldbrände in Brasilien!

Oder wie wir Berliner sagen:

Haut se Haut se
Haut se in de die Schnauze
Haut se Haut se
Haut se ins Jesicht
Haut se mit vajnichtem Sinn
immer in de Fresse rin

Gemeint ist dabei natürlich der Paria dieser Welt, Jair Bolsonaro. Und warum?

Vordergründig, weil er verantwortlich gemacht wird für die Waldbrände im Amazonasgebiet. Und die Bilder dazu sind erschreckend genug. Trotzdem stellen sich einige Fragen. Was machen zum Bespiel die Ministerpräsidenten (Gouverneure) der betroffenen Bundesstaaten?

Acre: Gladson Cameli (PP)
Amapá: Waldez Góes (PDT)
Amazonas: Wilson Lima (PSC)
Maranhão: Flávio Dino (PCdoB)
Mato Grosso: Mauro Mendes (DEM)
Pará: Helder Zahluth Barbalho (MDB)
Rondônia: Marcos Rocha (PSL)
Roraima: Antonio Denarium (PLS)
Tocantins: Mauro Carlesse (DEM)

Zunächst haben sie eine Erklärung abgegeben: „Der Amazonas-Block bedauert, dass die Position der brasilianischen Regierung die Aussetzung der Zuwendungen (Norwegens und Deutschlands) verursacht haben. Wir, die Gouverneure von Amazon Legal, sind bedingungslose Verteidiger des Amazon-Fonds “ heißt es in der Mitteilung des Gouverneurs von Amapá, Waldez Góes, Präsident des Interstate Consortium of Sustainable Development von Amazon Legal - einer Gruppe, die sich aus den Regierungen von Acre, Amapá, Amazonas, Maranhão, Mato Grosso, Pará, Rondônia, Roraima und Tocantins zusammensetzt.

Und hintergründig? Sehen wir uns jetzt die Fakten an. Wieviele Waldbrände gibt und gab es in der Region?

Ob das der französische Präsident weiß? Oder Frau Dr. Merkel, die als Naturwissenschaftlerin ja hoffentlich nur mit Fakten und nicht mit Meinungen arbeitet? Hoffnung besteht, siehe diese Schlagzeile aus der FAZ von heute:

An dieser Stelle danke ich Robson Medeiros für den Hinweis auf die gezeigten Graphiken.

Was sagt denn die Presse in Brasilien?
Tut mir Leid, falsches Datum, dieser Artikel ANZAHL DER BRANDHERDE WÄCHST 53% IN 5 JAHREN, SAGT INPE ist vom 11.8.2012, da war noch Dilma Präsidentin.

Wieder daneben gegriffen, dieser Artikel BRASILIEN REGISTRIERT REKORDANZAHL VON BRANDHERDEN AM JAHRESANFANG, SAGT INPE  ist vom 12.3.2015, also noch mal Dilma.

Wieder Pech gehabt, der Artikel BRASILIEN HATTE 70% MEHR BRANDHERDE IN 2014 ALS IM VORJAHR, ZEIGT INPE AN ist vom 17.10.2014, wieder Dilma.

Und wieder ist Bolsonaro außen vor und es trifft Temer. Der Artikel BRASILIEN BEENDET 2017 MIT EINER REKORDANZAHL VON BRANDHERDEN SEIT 1999 ist vom 18.12.2017 und führt aus, dass 272.000 Brandherde ausgemacht wurden, 46% mehr als im Vorjahr.

Jetzt wird es Zeit, darauf hinzuweisen, dass ich ein absoluter Gegner von kriminellen oder fahrlässigen Wald- und sonstigen Bränden bin. Aber wer Brasilien nicht kennt, sollte sich erstmal schlau machen, wie man legitim und mit den vorhandenen Mitteln in einem tropischen Land rodet. 

Und wer als Franzose von Umweltschutz redet, sollte sich daran erinnern, dass Frankreich von 1966 bis 1996 insgesamt 193 Nukleartests in seiner Kolonie (!) Französisch - Polynesien durchgeführt hat und die Bevölkerung von Tahiti einer Strahlenbelastung ausgesetzt hat, die 500mal stärker als die zugelassene Höchstbestrahlung war. Auf den Atollen von Mururoa und Fangataufa sollen heute noch 3.200 to radioaktives Material lagern.

Lesen Sie doch mal diesen Artikel über Umweltschutz à la Republique Française: Touristische Brachflächen in Französisch-Polynesien. Kleines Zitat aus dem Artikel: "Auch wenn die Vegetation in den feuchten Tropen rasch Raum zurückgewinnt, wird die Aufmerksamkeit des achtsamen Beobachters dadurch gefesselt, dass die stillgelegten touristischen Betriebe den öffentlichen Zugang zu beachtlichen Flächen versperren und besonders den Zugang zum Meer einschränken, was soziale Reibungen mit sich bringt, die weit über die Frage nach der touristischen Tragfähigkeit hinausgehen.

Meiner Meinung nach ist der Widerstand der französischen und deutschen Regierung vor allem auf den Einfluß der Agrarlobby dieser Länder und auf die Angst der CDU/CSU vor den Grünen zurückzuführen. Die augenblicklichen Waldbrände sind ein willkommener Anlass, gegen das Freihandelsabkommen Mercosul - EU zu polemisieren, weil man in Europa die starke und äußerst produktive Landwirtschaft Brasiliens fürchtet. Ich wage die Prognose, dass die Welt in der Zukunft Schlange stehen wird, um Nahrungsmittel aus Brasilien kaufen zu dürfen, wenn diese im eigenen Land knapp werden.

Was, wie gesagt, nicht heißen soll, dass die Waldbrände in Brasilien nicht bekämpft werden müssen. Ganz im Gegenteil! Aber ich erinnere mich genau, dass ich schon vor 20 Jahren auf einem Flug von São Paulo nach Corumbá mit meiner Frau nach Cuiabá umgeleitet wurde und wir erst nach vier Stunden Aufenthalt zum ursprünglichen Ziel fliegen konnten, weil dunkle Rauchwolken das Fliegen verhinderten. Und damals war Bolsonaro noch nicht Präsident. Der sich übrigens auch nach meiner Meinung sehr ungeschickt auf dem diplomatischen Parkett bewegt, daran will ich auch keinen Zweifel lassen. Sie kennen ja den Witz: "Mein Mann ist ein Geschickter", sagte die Frau des Botschafters. Ihr Gesprächspartner half ihr sprachlich: "Ihr Mann ist ein Gesandter, Gnädigste, aber kein geschickter."

Und wir sollten auch nicht vergessen, wenn schon Brasilien an den Pranger gestellt wird, dass gleichzeitig ein Gebiet von ca. 4.100 Quadratkilometern in Bolivien brennt. Das entspricht ungefähr einem Quadrat von 64 km x 64 km. Aber Bolivien hat ja einen sozialistischen Präsidenten, deshalb kommt das Land wohl in der veröffentlichen Meinung ungeschoren davon.

Zum Schluß die dringende Empfehlung an Regierende und Regierte, lest dieses Buch!

Auch lesenswert: ENTWALDUNG

Auszug aus obigem Wikepedia-Artikel: "Unter natürlichen Umständen wären Deutschlands Landflächen annähernd vollständig mit Wald bedeckt; heute ist der bewaldete Anteil auf etwa ein Drittel geschrumpft. Dies ist im Wesentlichen auf direkte menschliche Aktivitäten (v. a. Rodungen) zurückzuführen. ... Zeugen einer irreversiblen Entwaldung in Deutschland durch Übernutzung sind bis heute die Heideflächen Norddeutschlands."

Länderliste nach Waldfläche:


Brasilien hat also absolut 43 mal mehr Wald als Deutschland und relativ 1,8 mal so viel. 

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