27 Oktober 2018

Die "letzte Hoffnung" gegen einen Rechtsruck in Brasilien

In der Süddeutschen Zeitung erschien  am 26. Oktober 2018 dieser Artikel über Fernando Haddad, der am 28. entweder zum Präsidenten Brasiliens gewählt werden wird oder neuer faktischer Führer der Arbeiterpartei sein wird und damit Führer der Opposition gegen den dann erfolgreichen Kandidaten Bolsonaro. Der Artikel wurde mir zugeschickt und ich kann es mir nicht verkneifen, zu fragen, warum ein Rechtsruck so schlimm ist, dass man eine letzte Hoffnung aufbieten muss, diesen zu verhindern. Ist denn ein Linksruck im umgekehrten Fall weniger schlimm? Die jüngste Vergangenheit hat eigentlich gezeigt, dass dem nicht so ist. Und was die Wähler Brasiliens, die geneigt sind, Bolsonaro ihre Stimme zu geben, verhindern möchten, ist genau das, was im Artikel der rechten Seite zugeschrieben wird. Hier herrscht nämlich die große Sorge, dass im Fall eines Wahlsieges der Linken, also Haddads, aus Brasilien ein weiteres Venezuela entsteht. Und was die Wähler Bolsonaros ebenso ängstigt, ist die Aussicht, dass mit Haddad eine Vizepräsidentin mitgewählt wird, die der kommunistischen Partei Brasiliens, der PCdB, angehört. Und da man in Brasilien mit dem Präsidenten automatisch den Vizepräsidenten mitwählt, rückt bei einer Verhinderung der Amtsführung eines Präsidenten Haddad automatisch seine Vizepräsidentin nach. Und das will wohl keiner wirklich, es sei denn, er hat schon seinen Koffer gepackt und will sowieso auswandern. So, wie es viele Venezolaner machen, die es im eigenen Land nicht mehr aushalten, weil dieses sich in der Zwischenzeit in eine kommunistische und extrem korrupte Diktatur verwandelt hat und die deshalb u.a. nach Brasilien flüchteten. Die würden dann vom Regen in die Traufe kommen. Aber zurück zu Haddad, wer wie ich in São Paulo wohnt und ihn als Oberbürgermeister dieser Stadt erlebt hat, kann wohl auch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, sich Haddad, der schon als Oberbürgermeister überfordert war, als Präsidenten Brasiliens zu wünschen. Und das im Artikel erwähnte "nachhaltige Verkehrskonzept" bestand im wesentlichen aus dem Aufpinseln von Fahrradwegen auf unseren Straßen, ohne Sinn und Verstand. Wer mehr dazu lesen möchte, klicke bitte in ABSURDISTAN. Wenn Bolsonaro von Säuberung spricht, dann hat er heute dabei die Unterstützung von mindestens 49.276.990 Brasilianern, die ihn im ersten Wahlgang ihre Stimme gaben. Die haben ihn nämlich mit ihrer Stimme bedacht, weil sie genug von der Vetternwirtschaft der PT haben, genug von der Inkompetenz dieser Partei und ihrer Amtsträger, genug von der Korruption ihrer führenden Mitglieder und Anhänger, genug von deren Lügen und Betrügereien. Die Süddeutsche Zeitung wäre gut beraten, auch darüber zu schreiben, was die führenden Mitglieder der PT sagen, die zum großen Teil rechtskräftig in einem Kriminalprozess verurteilt worden sind und einsitzen. So sagte der ehemalige Kabinettschef Lulas, José Dirceu, der zu 21 Jahren Haft verurteilt wurde, "É questão de tempo para a gente tomar o poder" unlängst in einem Interview mit der Zeitung El País. Hätte Bolsonaro "Es ist eine Frage der Zeit, bis wir die Macht übernehmen" gesagt, würde ein Aufschrei durch die linke Welt gehen, aber wenn es ein verurteilter linker Krimineller sagt, der die rechte Hand des ebenfalls inhaftierten ehemaligen Präsidenten Lulas war, kräht kein Hahn danach. 

Meine Empfehlung ist, den Wählerwillen zu achten, vor allem wenn es sich wie im Fall Bolsonaros im ersten Wahlgang um fast 50 Millionen Brasilianer handelt, die ihn manifestierten, in dem sie dem als Rechtsradikalen verteufelten Kandidaten ihre Stimme gaben. Und der von der Süddeutschen Zeitung zum Intellektuellen hochgejubelte Haddad hat es immerhin auf etwas mehr als 31 Millionen Stimmen gebracht. 

Wobei die Frage erlaubt sein muss, ob das Land einen Theoretiker braucht, um es aus der Sch.... zu holen, in die es der Autoditakt Lula, der stolz darauf ist, auch ohne Bücher zu lesen, Präsident geworden zu sein (was ich verstehen kann!), und seine Platzhalterin, die kaum vernünftiges Portugiesisch sprechende Dilma, mit Erfahrung als Revolutionärin, aber ohne jegliche Eignung zur Präsidentin, hineingeritten haben. Aber bei den Linken sind solche Lebensläufe wohl gebräuchlich, schließlich war Maduro, der Diktator Venezuelas, früher Busfahrer. 

Und eine letzte Frage für heute, warum erachtet die brasilianische Linke die hiesige Version der Sozialdemokraten als rechts und die Konservativen, von mir aus die Erzkonservativen, als rechtsradikal und warum folgt eine Süddeutsche Zeitung dieser Einschätzung?

147.302.354 Brasilianer sind wahlpflichtig, aber etliche gehen trotzdem nicht zur Wahl oder geben ungültige Stimmen ab. Da im zweiten Wahlgang der erfolgreiche Kandidat der ist, der die meisten Stimmen auf sich vereinigt und es sich um eine Stichwahl handelt, müsste also der künftige Präsident, wenn alle Wahlpflichtigen für einen der beiden Kandidaten stimmen würden, mindestens 73.651.178 Stimmen erhalten, um gewählt zu sein. Morgen werden weniger genügen; wieviel, werden wir in ca. 24 Stunden wissen.

Mehr zu den Wahlen bei WIKIDEDIA.

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