30 Juni 2012

Steht Brasilien vor einer neuen Mordwelle?

In 11 Junitagen wurden in der Stadt São Paulo 53 % mehr Morde verübt als im ganzen Vergleichsmonat des Vorjahres. 127 Menschen wurden in der Stadt São Paulo vom 17. bis 28.6. ermordet, unter Einbeziehung des Bundesstaates waren es sogar 174. Im Juni 2011 wurden 311 Menschen im Bundesstaat São Paulo einschliesslich seiner Hauptstadt ermordet, alleine in der Stadt São Paulo waren es 83. Die Gewalt richtet sich vor allem gegen Polizisten, die meist während ihrer Freizeit von ihren Mördern überrascht wurden, was auf eine gezielte Aktion des organisierten Verbrechens hindeutet. Dazu kommen Aktionen wie das Werfen von Granaten auf Polizeiposten und das Anzünden von Omnibussen, deren Passagiere und Fahrer wenigstens gestattet wurde, vorher  die Fahrzeuge zu verlassen. 1999 waren es noch 94 Morde pro 100.000 Einwohner im Jardim Ângela, einem Stadtteil im Süden von São Paulo, 2009 waren es nur noch 15,7. Dieser Trend ist jetzt leider gebrochen.

1 Kommentar:

  1. Es ist, ungeachtet wie bezogen auf diesen Artikel, irgendwo sehr schade, dass solches vor sich geht. In einem Land, in dem es sich ansonsten sehr gut leben ließe. Ich weiß nicht, woran es hapert, aber die faktische Existenz ist doch nicht zuletzt auch ein Standortnachteil. Folglich müsste einer Politik daran gelegen sein, dass derlei Barbarei Einhalt geboten wird. Anlässlich einer Geburtstagsfeier unterhielt ich mich mit einem Offizier der Polícia Militar. Dieser bekundete, ohne einer Diktatur Rechtfertigung verleihen zu wollen, dass es seit dem Ende dieser in Sachen Kriminalität nicht besser wurde. Es beginnt leider schon im Kleinen. Beispiel: Wie kann/darf es sein, dass in gewissen Stadtteilen des nachts unter der Wochen noch ganz offensichtlich Minderjährige auf dem Bolzplatz sind. Wie sollen diese Kinder und Jugendlichen morgens rechtzeitig zum Unterricht erscheinen, geschweige denn diesem aufnahmefähig beiwohnen, anstatt nur präsent zu sein? Der Besuch mancher Escola Estadual/Municipal zeigt dann auch auf, dass dem freilich nicht so ist. Ein relativ früher Schulbeginn von z.B. 7 Uhr heißt, dass zu diesem Zeitpunkt viele noch nicht im Klassenzimmer sind, sondern währendessen erst eine „merenda“ genannte Pausenverpflegung erstehen, um dann weit nach Unterrichtsbeginn darauf zu hoffen, dass der „guarda“ genannte Sicherheitsmann am dann verschlossenen Schultor noch Einlass gewährt. Selber sicher auch kein Musterschüler gewesen, muss man doch feststellen dürfen, dass hier bereits ein Übel an der Wurzel zu packen wäre: Den Schülern und Eltern die Wichtigkeit eines einigermaßen regelmäßigen Schulbesuches nahezubringen, dass trotz dessen die Unterrichtsqualität der öffentlichen Schule noch Optimierungsmöglichkeiten aufweist, ein anderes Thema. Hier jedoch treffen wir wieder auf den Polizeioffizier und dessen folgernde Feststellung, dass der Bildung im Verlauf der weiteren redlichen oder krummen Karriere junger Menschen schon eine Schlüsselrolle zukommt.

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