Gestern schrieb ich über Zuckerrohranbau und Ethanol und führte dabei die z.Z. diskutierte Lebensmittelknappheit und -verteuerung nicht auf die brasilianische Rolle bei Biokraftstoffen zurück, sondern auf Dollarschwäche und Erdölpreis. Nicht oft stimme ich mit Lula überein, aber diesmal muss ich ihm zur Seite treten. Er hatte schon am Sonntag in Acra, wo er eine lokale EMPRAPA-Niederlassung einweihte, eine Untersuchung des Einflusses der Erdölpreise auf die Weltnahrungsmittelproduktion gefordert. Auch er wies auf die erhöhten Transportkosten und auf die stiegenden Düngemittelpreise hin, was der Hauptkritiker Brasiliens, der Schweizer Jean Ziegler, nicht wahrhaben will. Dieser verstieg sich am Sonntag, nachzulesen im österreichischen Kurier am Sonntag, zu der Behauptung, dass die Produktion von Biokraftstoffen "Terror in der Welt erzeugen würde" und das die Inflation der Lebensmittelpreise mit "einem schleichenden Massenmord" vergleichbar seien. Lula, dessen Meinung ich auch hier teile, ist der Ansicht, dass der auf die Biokraftstoffhersteller ausgeübte Druck seinen Grund im internationalen Wettbewerb um Agrarprodukte hat und andere Länder Brasilien als starken Konkurrenten sehen. Zu recht, denn Brasilien ist kein Statist mehr auf der internationalen Bühne, sondern die Nummer Eins im Export von Kaffee, Soja, Orangensaft und Fleisch, einer der wichtigsten Erzexporteure und fängt jetzt auch mit dem Ethanolexport an. Er kritisierte auch gleich noch die Fördermittel, die in den USA und der EU in die Taschen der Bauern fliessen und damit verhindern, dass Entwicklungsländer erfolgreich Lebensmittel in diese Länder exportieren. Was wichtiger als meine Zustimmung ist, ist die des UNO - Generalsekretärs Ban Ki-Moon, der ebenfalls in Acra war und in's selbe Horn stieß.
Damit alle Blogleser zu den Illuminati gehören können, zähle ich noch einige Fakten auf (Quellen: UNICA, CONAB):
Nutzung des brasilianischen Landes
- Gesamtfläche = 850 Mio. Hektar
- Pflügbare Fläche = 347 Mio. Hektar ohne Amazonien, Pantanal und Naturschutzgebiete
- Weideland = 211 Mio. Hektar
- Felder = 63 Mio. Hektar
- 21,1 Mio. Hektar für Soja
- 14,5 Mio. Hektar für Mais
- 7,8 Mio. Hektar für Zuckerrohr
- 3,8 Mio. Hektar für Bohnen
- 2,9 Mio. Hektar für Reis
- 1,8 Mio. Hektar für Weizen
- 1,0 Mio. Hektar für Baumwolle
- 2007/2008 => 26,2 Mio. Tonnen Zucker und 20,3 Mrd. Liter Alkohol
- 2008/2009 => 28,6 Mio. Tonnen Zucker und 24,3 Mrd. Liter Alkohol
Wer sich am Zuckerrohranbau beteiligen will, sollte die Bundesstaaten São Paulo, Minas Gerais, Goiás und Mato Grosso do Sul dafür vorsehen, hier findet er die höchsten Wachstumsraten.
Brasilien ist mit einem Weltmarktanteil von 16% der größte Zuckerproduzent der Erde, gefolgt von Indien mit 14%, China mit 6% und den USA mit 5%.
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