In Brasilien kann man das auf den Öffentlichen Dienst bzw. auf dessen unkündbare Mitarbeiter beziehen, die seit der neuen und zwischenzeitlich immer wieder geänderten Verfassung von 1988 Streikrecht bei vollen Bezügen im wahrsten Sinne dieses Wortes genießen und wahrscheinlich darauf hoffen, dass die komplementäre Gesetzgebung und die zugehörenden Ausführungsbestimmungen noch lange auf sich warten lassen.
Die seit 19 Tagen streikenden auditores fiscais des Bundesfinanzamtes, die für den Import und Export zuständig sind, wollen bis zu 94 % mehr Geld und die Regierung, geführt von einem ex - Gewerkschaftler, bietet im Mittel nur 40 % und das noch in drei Raten, zahlbar jeweils im Juli 2008, 2009 und 2010! Da kann einem schon der Hut hochgehen als kleinem Beamten ob dieser Uneinsichtigkeit, wenn man nur 10.150 bis 13.500 R$ im Monat verdient, 19.700 R$ sollen es sein! Sie haben richtig gelesen, heute beginnt das Entgelt bei 3.760 € und hört bei 5.000 € auf, gefordert werden 7.300 €! Und das wäre dann auch die spätere Pension! Brasilien, das Entwicklungs- und Niedriglohnland?! Nein, zwar auch nicht das Paradies der werktätigen Arbeiter und Bauern, aber wenigstens das der Beamten. Kein Wunder, dass mich so viele Deutsche ansprechen, die auswandern wollen und in Brasilien leben möchten.
Da lohnt es sich schon, auf die Barrikaden zu gehen, auch wenn der brasilianische Außenhandel beeinträchtigt wird. So gibt es Firmen, die der Saison entsprechende Textilien, die dem schnelllebigen (sieht für mich wenigstens fürchterlich aus mit 3 "l"!) Modediktat unterworfen sind, importiert haben und die Sommerstoffe wahrscheinlich gegen Herbstende dann aus dem Zoll rausbekommen. Exporteure singen ein ähnliches Lied und deren Kunden im Ausland sind sauer und überlegen sich sicher sehr, ob sie noch mal in Brasilien einkaufen werden, z.B. Früchte, die bei uns im Hafen verfaulen.
2005 wurde der Außenhandel laut der ABTP - Associação Brasileira dos Terminais Portuários durch 126 Streiktage des Öffentlichen Dienstes beeinträchtigt, 2006 waren es schon 156 Tage und im vergangenen Jahr 180. Und dieses Jahr sind wir erst bei neunzehn Tagen angelangt, das kann ja noch lustig werden! Gut, dass wir unser eigenes Erdöl haben, sonst müssten alle Brasilianer bald laufen oder Fahrrad fahren.
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