"Faschismus war zunächst die Eigenbezeichnung einer politischen Bewegung, die unter Führung von Benito Mussolini in Italien von 1922 bis 1943/45 die beherrschende politische Macht war und ein diktatorisches Regierungssystem errichtete (siehe Italienischer Faschismus).
Ab den 1920er Jahren wurde der Begriff für alle extrem nationalistischen, nach dem Führerprinzip organisierten antiliberalen und antimarxistischen Bewegungen, Ideologien oder Herrschaftssysteme verwendet, die seit dem Ersten Weltkrieg die parlamentarischen Demokratien abzulösen suchten. Die Verallgemeinerung des Faschismus-Begriffs von einer zeitlich und national begrenzten Eigenbezeichnung zur Gattungsbezeichnung einer bestimmten Herrschaftsart ist umstritten, besonders für den deutschen NS-Staat. Mit der Beschreibung und Erklärung des Faschismus beschäftigt sich die Faschismustheorie. Mit Neofaschismus bezeichnet man Strömungen und Parteien, die nach 1945 an die Tradition des Faschismus anknüpfen.
Der aus dem italienischen Wort für Bund – fascio – abgeleitete Begriff Faschismus wird von Historikern als „gewissermaßen inhaltsleer“ beschrieben, da er „so gut wie nichts über das Wesen dessen aus[sagt], was faschistisch ist oder sein soll“. Darin unterscheide sich dieser Ismus ganz entscheidend von anderen Ismen, wie Konservativismus, Liberalismus oder Sozialismus. „Ein fascio ist ein Verein, ein Bund“, daher wären Faschisten wörtlich übersetzt „Bündler“ und „Faschismus“ wäre Bündlertum.
Die Etymologie des Wortes fascio wird meist abgeleitet vom lateinischen fasces. Diese Rutenbündel waren Machtsymbole zu Zeiten des Römischen Reiches, die die Liktoren vor den höchsten römischen Beamten, den Konsuln, Prätoren und Diktatoren, hertrugen."
Ich habe die Definition, die man Bolsonaro als Stempel aufdrücken will, oben fett hervorgehoben.
Im ESTADÃO vom 14.3.2020 wurde dieses Thema in einem Interview mit der Überschrift EIN POLITISCHES PROGRAMM EXISTIERT NICHT. DER KAMPF GEHT UM DIE MACHT. behandelt:
Der im November 1938 geborene Interviewte wurde nach seinen eigenen Worten der Schule verwiesen, weil die Eltern seiner Klassenkameraden den Einfluss seiner kommunistischen Ideen auf ihre Kinder fürchteten. Wenn man seine Meinungsäußerungen im oben wiedergegebenen Artikel liest, merkt man, dass seine Überzeugung sich nicht geändert hat. Kurz zusammengefasst, er ist überzeugt davon, dass Bolsonaro eine faschistische Diktatur in Brasilien errichten will und dass hinter allen seinen Akten eine wohl durchdachte Strategie steht.
Allein die Tatsache, dass er solche Anschuldigungen frei sagen und diese in einer der renommiertesten Tageszeitungen Brasiliens publizieren lassen kann, ohne dass dies irgendwelche Konsequenzen für ihn oder für die Zeitung hat, widerlegt seine polemischen Äußerungen. Würde Bolsonaro das sein, was er in ihm sieht, hätte schon jemand um 5:00 morgens bei ihm die Tür eingetreten und er würde jetzt nicht gemütlich zuhause sitzen können. Das war unter Mussolini sicher Usus, aber nicht im heutigen Brasilien. Aber Dilmas Amtsenthebung war in den Augen der extremen Linken ein Putsch, da darf Bolsonaro, der für die Amtsenthebung gestimmt hat, nicht geschont werden.
Wohltuend von diesem Interview hebt sich das von Damares Alves ab, welches in der VEJA vom 18.3.2020 (welche am 14.3.2020! ausgeliefert wurde) erschien. Sie ist Ministerin für Familie und Menschenrechte der Regierung Bolsonaro, die u.a. sagte, dass Bolsonaro im Parlament wegen seines liebenswürdigen Wesens überaus beliebt war. Dann sagt sie "Mas temos uma imprensa cruel que finge que não compreende, que precisa ficar batendo no presidente". Übersetzt "Aber wir haben eine grausame Presse, die vorgibt, nicht zu verstehen, die ständig auf den Präsidenten einschlagen muss". Besonders interessant fand ich diese Passage:
„Stört es Sie überhaupt nicht, dass Bolsonaro Grobheiten ausspricht, als er die Unterstellung wiederholte, dass eine Journalistin Sex zur Information benutzt hätte?“ „Schauen Sie, die Presse benutzt zwei Gewichte und zwei Maße. Ich habe zum Beispiel erwartet, dass Sie, Journalistinnen, sich zu meinen Gunsten manifestieren würden, als ein Kollege sagte, dass ich im Alter von 10 Jahren am Fuße eines Guavenbaums die Chance auf Sex mit Jesus verpasst habe. Ich wartete auf eine Reaktion und sah keine.“
Typisch die Reaktion der Interviewer Laryssa Borges und Maria Clara Vieira: "Mas isso não atenua as ofensas do presidente, certo?" Auf Deutsch: "Aber das mildert die Beleidigungen des Präsidenten nicht, oder?"
Dabei hat der Präsident die kritisierte Äußerung, wie richtig von den Journalistinnen geschrieben, nur zitiert, sie ist nicht originär seine Äußerung. Schade, dass VEJA auch schon kritischen Journalismus mit Parteiname verwechselt.
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