02 Dezember 2019

SIE HABEN IMMER NOCH KEINE NIEDERLASSUNG IN BRASILIEN?

Ich weiß, Brasilien ist kein Land für Anfänger, Bolsonaro hat einen schlechten Ruf und der im Ausland aus mir unverständlichen Gründen vergötterte Lula ist nicht mehr Regierungschef. Ich verstehe Ihre Gründe, warum Ihnen das Pflaster hier zu heiß ist. Verstehen heißt aber nicht, dass ich Ihre Gründe gutheiße, ganz im Gegenteil. Ich will Ihnen deshalb einige Fragen stellen:

Die deutschen Brüder Hering gründeten 1880 die „Trikotwaren Fabrik Gebrüder Hering“. Warum besteht diese Firma heute noch und setzte 2018 immerhin 1,8 Mrd. R$ um?

1882 machten es drei deutsche Familien ähnlich und auch in Blumenau, sie gründeten die „Tecelagem Roeder, Karsten & Hadlich“, später verkauften Roeder und Hadlich ihre Anteile an Johann Friedrich Christian Karsten. Warum besteht diese Firma heute noch? 

1896 verkaufte die 1863 gegründete Bayer ihre Produkte in Rio de Janeiro über ihre deutsche Vertretung Walty Lindt & Cia. Ab 1921 produzierte die „Chimica Industrial Bayer Weskott & Cia.“ Medikamente in Brasilien, darunter das weltbekannte Aspirin. 1956 wurde die Fabrik in Belford Roxo mit 1,9 Mio. Quadratmetern in Betrieb genommen. Warum ist Bayer heute noch in Brasilien?

1901 kaufte der deutsche Auswanderer Johann Gerdau die „Pontas de Paris“, sein Sohn baute eine zweite Fabrik in Passo Fundo. Warum ist Gerdau heute eine der weltgrößten Langstahlfabrikanten mit Fabriken in 14 Ländern und stellt mit seinen über 45.000 Mitarbeitern auch Flachstahl her?

Schon 1867 installierte Siemens eine Telegrafenlinie zwischen Rio de Janeiro und Rio Grande do Sul, 1905 wurde die brasilianische Niederlassung gegründet; heute arbeiten über 10.000 Leute in 14 Fabriken und sieben Forschungs- und Entwicklungszentren hier. Warum ist auch Siemens schon über 100 Jahre in Brasilien?

Wilhelm und Bertha Karsten Weege eröffneten in Jaraguá do Sul 1906 eine Molkereiproduktefabrik, die 1964 in eine Strickerei umgewandelt wurde. 2015 wurden in der jetzt Malwee genannten Firma über 1 Mrd. R$ umgesetzt und aus den ursprünglich 4 Mitarbeitern sind 7.850 geworden. Warum sind auch diese deutschen Auswanderer in Brasilien geblieben?

1911 eröffnete BASF eine Vertretungsfirma in Rio de Janeiro, ab 1955 wurde auch produziert. Warum produziert BASF heute noch in vielen Standorten Brasiliens eine breitgefächerte Produktpalette?

Das sind die sieben deutschen Firmen, wenn ich die der deutschen Auswanderer mal dazu rechne, die schon seit mehr als hundert Jahren in Brasilien tätig sind und es nie bereut haben. Insgesamt gibt es 34 Unternehmen hier, die vor mehr als hundert Jahren gegründet wurden.

Diese Annonce wurde z.B. 1912 aufgegeben:


Und 1929 erschien in Berlin in der Zeitschrift DUCO der Artikel „Statt jeder Vorrede“ von Sérgio Buarque de Holanda, mit der er eine wirtschaftliche Annäherung Brasiliens und Deutschlands verteidigte. Und wir dürfen auch nicht vergessen, den deutschen Beitrag zu den Brauereien Brasiliens zu erwähnen, den die Brasilianer mit dem Spruch „Louvado seja o Alemão que inventou a cerveja“ (Gelobt sei der Deutsche, der das Bier erfunden hat) würdigen. Seit 100 und mehr Jahren haben auch Banken und Versicherungen deutscher Provenienz ihre Geschäfte in Brasilien gemacht, es sei an Namen wie Banco Alemão Transatlântico, Banco Germânico da América do Sul, Norddeutsche Feuerversicherungs-Gesellschaft, Cia. de Seguros contra fogo Hamburgo-Magdeburgo, Mannheimer Versicherungs-Gesellschaft und Nord-Deutsche Versicherungs-Gesellschaft erinnert.

Es gibt ungefähr 1.300 Niederlassungen deutscher Unternehmen in Brasilien. Dass sich heute weniger deutsche Firmen als noch vor einigen Jahren in Brasilien niederlassen, ist bekannt, sollte aber nicht hingenommen werden. Lesen Sie dazu „Deutsche Firmen trotzen Brasiliens Krise“ vom 5.12.17 und „Warum deutsche Firmen Hoffnungen in Bolsonaro setzen“ vom 28.8.19. Wenn Sie nicht zu denen gehören, die leichtgläubig sind und sich ins Bockshorn jagen lassen, dann kommen Sie nach Brasilien und machen Sie gute Geschäfte! Wir von EUROLATINA helfen Ihnen gerne dabei!

Und zum Schluss noch einen Hinweis, sollten Sie die Firma Malwee mal besuchen, dann machen Sie es wie ich. Essen Sie Wildente mit Rotkohl und Klößen im Restaurant im Parque Malwee
in Pomerode und trinken Sie ein Opa-, Eisenbahn- oder Schornsteinbier

dazu. Das letzte Mal traf ich dort den Eigentümer der Firma, der mit einem weißen Rolls Royce Kabrio eintraf, aber seinen Riesenpark mit See ganz bescheiden und großzügig allen seinen Mitarbeitern und sonstigen Besuchern kostenlos zur Freizeitnutzung zur Verfügung stellt.
Von links nach rechtsFrédéric Celle (Nippon Rika Industries Corporation - Japan - Sales Director - NRK Electro machinery BU), Ihr Blogger Karlheinz K. Naumann, Eduardo da Silva (AMS-Nippon Rika do Brasil Ltda. - São Paulo - Vertriebsleiter)


Und zum Schluß noch ein Film, der meine Kollegen von AMS-NIPPON RIKA DO BRASIL LTDA. aus São Paulo und NIPPON RIKA CORPORATION aus Tokyo beim Mittagessen mit mir an diesem gemütlichen Ort zeigt:


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