17 April 2016

Autoindustrie weltweit in der Krise

Laut der jährlichen Studie über die Autoindustrie von PricewaterhouseCoopers benutzt die globale Autoindustrie augenblicklich nur 73 % ihrer installierten Produktionskapazität. Was bedeutet, dass dieses Jahr 35 Mio. Fahrzeuge mehr gebaut werden können, als voraussichtlich verkauft werden. 126 Mio. Fahrzeuge beträgt die mögliche Jahresproduktion, aber die tatsächliche wird bei 91,5 Mio. liegen.

Brasilien hat eine installierte Produktionskapazität von 5,2 Mio. Fahrzeugen einschließlich LKWs und Omnibusse, wenn man Dreischichtbetrieb annimmt, das sind 70 % der südamerikanischen Kapazität. Aber in diesem Jahr werden von der brasilianischen Kapazität nur 48 % genutzt werden, so wenig wie seit 13 Jahren nicht mehr. Um an der Gewinnschwelle zu stehen, benötigt unsere Autoindustrie aber eine Nutzung von 85 % - die Konsequenzen brauchen nicht erklärt zu werden.

Die Autoindustrie plant aufwendig, aber offensichtlich falsch. Dazu habe ich schon 1988 einen Artikel über meine Erfahrung in Mexiko als Leiter einer Automobilzulieferfirma geschrieben:



Offensichtlich hat sich seitdem nicht viel geändert. In den letzten drei Jahren haben die Autofabriken in Brasilien ihre Kapazität erhöht und neue Marken wie BWM und Chery werden jetzt im Lande hergestellt und müssen nicht mehr importiert werden. In den nächsten Wochen wird sich Jaguar Land Rover mit einer neuen Fabrik in Rio de Janeiro dazu gesellen. 22 Marken sind es zur Zeit, die in Brasilien in 32 Montagewerken gefertigt werden. Bis 2017 sollen die chinesischen JAC in Bahia und Foton in Rio Grande do Sul dazukommen. Außerdem wartet die Hondafabrik in Itiparina im Bundesstaat São Paulo auf ihre Einweihung, die wegen der Wirtschaftskrise Brasiliens zurückgestellt wurde.

Lange kann der augenblickliche Zustand der brasilianischen Autoindustrie nicht ertragen werden, denn jetzt schon müssen die Mutterhäuser, anstatt wie frühe "fette" Dividenden einzustreichen, Geld an ihre Filialen nach Brasilien schicken. Als Beispiel sei Fiat angeführt, deren weltgrößte Fabrik in Betim in Minas Gerais gerade mal mit 60 % der möglichen Kapazität arbeitet.

In Nordamerika, d.h.  USA, Mexiko und Kanada dagegen arbeitet die Autoindustrie nach der Krise von 2008/9 mit 91 % Auslastung, allerdings wurden dort in der Krise auch wenigstens 7 Fabriken in Michigan geschlossen. In diesem Bundesstaat liegt Detroit, das Zentrum der US-Autoindustrie. Hoffentlich muss Brasiliens Autoindustrie nicht auch eine solche Bereinigung vornehmen.

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